"auch wahn hat sinn"

Samstag, 5. März 2016

Wie, Du hast nicht gestillt?

Ganz kurz vorab: Nein, hab ich nicht. Wollte ich. Ging aber nicht. Zunächst muss ich Euch mein Herz darüber ausschütten, denn ihr habt jetzt angefangen diesen Post zu lesen. Ich hatte es vor. Wirklich. Ich habe es so sehr gewollt, dass es weh tat.
Ganz kurz vor Mayas Geburt stellte ich mir noch die Frage, ob es nicht Sinn machen würde etwas Babynahrung in Petto zu haben. Nur für den Fall der Fälle, versteht sich. Verstrahlt durch all die Schwangerschaftshormone malte ich mir die perfekte Geburt aus, und ein Baby dass nach der Entbindung zufrieden an meinen Brüsten saugte, mein Partner hält mich im Arm und wir bewundern das, was wir da Erschaffen hatten.

Meine Schwägerin war das Einzige Vorbild, das ich zu dieser Zeit hatte. Traumhaft, wie in einer Werbung für Muttermilch, sollte es jemals eine geben, packte Sie ihre prallen, wundervollen Brüste aus und saß entspannt mit ihrem Kind an der Brust auf unserer Couch während Sie mir erzählte, wie schön das sei.

Keiner, wirklich keiner in meinem Umfeld war schwanger oder hatte Kinder. (Erst danach wurden alle angesteckt- ich war also der absolute Vorreiter!) Nun ja, der Tag der Geburt kam ganze 10 Tage nachdem alle mit ihm gerechnet hatten durch eine absolut anstrengende Einleitung. Nach 20 Stunden Kampf und einer Gebärmutter auf halb 8 die mich fast verbluten ließ hielt nicht ich meine Tochter im Arm, nein, Sie lag auf der nackten Brust meines Partners der nicht wusste ob er heulen oder schreien sollte. Der Zustand war für uns beide absolut verstörend. Der Raum war gefüllt mit Ärzten die auf mir herumdrückten, Schwesternschülerinnen die blutige Laken tauschten und Hebammen die Fachchinesisch miteinander sprachen und mit verkrampften Blicken versuchten mich zu beruhigen. Nachdem sich mein Zustand stabilisiert hatte, gingen die ersten Wetten um das Gewicht meines Frischgeborenen Töchterleins um. Satte 4750 Kilo hatte die Madame und war alles andere als hungrig.

Meine Arme waren völlig zerstochen und überall lagen irgendwelche Zugänge. Ich war schwach und konnte mein Kind kaum halten. Zu allem übel kam Sie aufgrund einer Neugeborenen Gelbsucht auch noch an Heiligabend (!) getrennt von mir in eine Art Babysolarium, bekleidet mit einer Windel und einer winzigen Augenbinde. Mir brach es bei diesem Anblick das Herz. Meine Gefühle fuhren Achterbahn. Ich fühlte mich wie eine Versagerin und noch kein Milcheinschuß in Sicht. Ständig hockte ich im Stillzimmer, konnte kaum auf den harten Stühlen sitzen (Stoff ist aufgrund der Hygieneregeln nicht erlaubt!). Versucht mal auf etwas hartem zu sitzen nachdem ihr eine Bowlingkugel ausgekackt hab! Die Stillberaterin hatte passenderweise Weihnachtsurlaub und die Besetzung der Station war auf Sparflamme. Ich saß dafür mit meinem Baby an Weihnachten auf einem viel zu harten Stuhl und die Schwester versuchte mit aller Gewalt das für mich noch viel zu schwere Kind an meine Brust zu pressen. Nach 3 Tagen begann man dann Maya zuzufüttern. Das klappte. Ich war todtraurig. Das war also das Märchen vom Stillen?  Ich war verzweifelt und fühlte mich schlecht. Hinz und Kunz redeten mir gut zu. Doch es half nichts. In der Klinik verschrieb man mir eine elektrische Milchpumpe. Die Firma hatte jedoch auch noch nach Weihnachten zu, und so saß ich Zuhause am Entlassungstag- völlig überfordert und versuchte mit einer Handpumpe die paar Tropfen Milch aus meiner Brust zu pressen. Im Wechsel mit meinem Partner. Wenn Ihr etwas unsexieres (schreibt man das so?) für eine Partnerschaft wisst, dann schreibt es mir!

Ich hatte wahnsinnige Angst dass Maya zuwenig Nahrung bekam und begann die exakten Trinkmengen aufzuschreiben. Ich fühlte mich so schlecht. Ich hatte versagt. Der Zustand wurde nicht besser, als die Dame mit der elektrischen Milchpumpe kam. Ich fühlte mich wie eine Milchkuh, die Geräusche machten mich wahnsinnig. Meine Brüste schwollen derbst an und waren nur noch von blauen Äderchen durchzogen. Einige Tage später der Zusammenbruch auf der Couch. Starke Schmerzen. Die Untersuchung im Krankenhaus ergab zu allem Überfluss noch eine Gebärmutterentzündung. Ich war bedient, das Antibiotikum tat den Rest. Ich hatte die, pardon, Fresse voll! Ich entschied es sein zu lassen. Maya trank schon längst aus der Flasche.

 Ja, Muttermilch ist und bleibt das beste. Aber zu welchem Preis? Für den absoluten Zusammenbruch und die vollständige Selbstaufgabe? Vielleicht hätte es am Ende doch noch geklappt. Hätte, hätte, Fahrradkette. Ich rechtfertigte mich bei allem und jedem dass ich nicht stillte. Und dennoch würde ich es bei 2. Kind versuchen. Ich beneide die Frauen die überall, Flupp, mal eben die Brust rausholen und locker-flockig ihr Kind füttern. Ohne Flaschenwärmer, Milchpulver und 3 sauberen Ersatzflaschen in der Tasche. Ich beneide Sie um die Nähe und Wärme die Sie mit ihrem Kind teilen. Und dennoch war meine Entscheidung für den damaligen Moment die absolut Richtige!

Mich kotzt diese ganze Debatte an. Manche Mütter benehmen sich wie die Nippelnazis, während andere das Stillen verurteilen. Macht euch locker! Jedem das Seine! Selbst ich bin manchmal dadurch so verblendet, dass ich zu schnell urteile wenn eine Frau nicht stillt. Dennoch muss man sich nicht und niemals rechtfertigen. Ganz egal ob man die Brust oder ein Fläschchen auspackt.

Mach Dir keinen Streß, Mama. Nach meinem 1. Brei war mir das eh alles scheißegal.

 Amen. Habt euch lieb. ♥

2 Kommentare:

  1. Klingt fast wie bei meiner ersten Tochter. Habe im Dezember 2015 die 2. Bekommen (erste von Juli 2014) ubd diesmal klappt das Stillen wunderbar. Vielleicht weil ich diesmal ambulant entbunden habe und von Beginn an Auf mich und meinen Instinkt vertrauen muss. Mir konnte niemand reinreden. Ich kann das nur empfehlen. :-)))

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  2. Also ich hatte anfangs auch keine Milch. Hatte einen Not Kaiserschnitt 3 Wochen vor dem ET. Toll, dass sich das Klinik Personal einig war. Man ist nicht nur fertig von der op, nein, ich musste auch noch jede Std abpumpen und oder anlegen. Nach 2 Tagen sah ich aus wie Dolly buster...ja könnte man toll finden, wenn nicht so schmerzhaft gewesen wäre, ich wenigstens mit den Monster Möppsen noch in ein xxl Hemd gepasst hätte. Dazu kamen dann die Hass erfüllten Blicke derer, die nicht 2x 250ml pumpen konnten. Ja toll, spenden durfte ich die Milch nicht und eine Flasche landete im abfluss, dazu dann noch dauernde Tinkturen auf den Möppels damit dienicht mehr so weh tun. Wäre schön wenn das alles gewesen wäre, aber ich habe schlupfnippel, heisst die ziehen sich beim sagen zurüvk, was mein Kind wütend machte und ich jedes mal ein neues stillhütchen benötigte (Sauger für die nippel) toll ist dann auch wenn man diese Hütchen nirgends bekommt. Eine Apotheke bestellte sie mir dann nach 2tagen Marathon durch jeden laden der Stadt (ich hatte mir 2 stillhütchen mit genommen aus der Klinik und solange ausgekocht, bis die neuen kamen) ich War mehr als genervt und um ehrlich zu sein...als nach 2 Monaten meine Milch von allein weg ging, War ich innerlich erleichtert. Ich War danach so geladen, dass mich niemand mehr ansprach bezüglich des nicht mehr stillens. Vlt War es meinem Körper auch zu viel. Mittlerweile ist meine Motte 6, wird 7, ist genau so oft krank wie jedes andere normale Kind auch, dafür sonst top und teils fortgeschritten entwickelt. Ich weiss, dass ich mich beim nächsten Kind nicht mehr unter Druck setzen lasse. Wer Spaß am stillen hat und es super funktioniert, klasse...wenn nicht ist es heutzutage kein Weltuntergang mehr. Ih würde es wieder probieren mit dem stillen, aber nicht mehr zu dem Preis des letzten males...

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