"auch wahn hat sinn"

Montag, 3. Februar 2014

Eigentlich wollte ich doch heute... PUSTEKUCHEN!



"Eigentlich wollte ich doch heut... "
Dieser Anfang eines Satzes gehört wohl zum Standartrepertoire einer jeden Mutter. Die Endung lässt sich beliebig variieren, der Hauptgebrauchszeitpunkt ist an mindestens einem von 7 Tagen in der Woche, an wenigstens einem von 28 Tagen im Monat (man vergesse den Februar nicht!), irgendwann zwischen 19 und 23 Uhr, in ungefähr 7.000 verschiedenen Sprachen (so viele Sprachen werden auf unserer schönen Erde gesprochen).
Wenn Sie meinen ich übertreibe, dann haben Sie keine Kinder!
Auch heute war wieder einer dieser 7 Tage.
MAMA HAT WAS VOR! ZEIT FÜR SICH UND SO. SIE WISSEN SCHON.
Der Nervenkitzel startet bereits beim Abendbrot. Isst das Kind genug? Falsche Fragestellung!- Isst das Kind sich satt!? So satt, dass es gleich friedlich einschlummert?
Die Chancen stehen gut. Das Kind isst ein halbes Brot, schmiert sich Frischkäsereste ins Auge und zieht am Müdeohr. Raus aus dem Hochstuhl, ab in Mamas Arme.
 Kind im Halbschlaf. Flott, flott. Eventuelles, sehr schnell auftretendes Powernapping wird mit wilden Schmatzern und Kitzelattacken unterbunden.
Bis jetzt grünes Licht.
Bis jetzt...
Jetzt nicht mehr. Du trittst auf ein Stück Duplo.
Barfuss.
Autschn.
Das Kind erschrickt und ist mit einem Mal wieder hellwach.
Das gibt Minuspunkte in der Abendplanung.
Das nächste Hindernis wartet bereits, die Station nennt sich Zähneputzen.
Bei dieser Challenge punktet man nur schwer. Es gilt sich komplett zum Kasper zu machen, jegliches Spielzeug darf zur Hilfestellung verwendet werden, an schlechten Tagen beisst das Kind sich an der Zahnbürste fest. Heut haben wir Glück- ein guter Tag! Das Kind lutscht die Zahnpasta heraus und macht lustige Geräusche beim heraus spucken.
Den Rest des Procederes kennen Sie, als alter Hase, sicher auch schon.
Darum hier, die Kurzform:
Waschlappen. Quengel, quengel. Knuddeln. Seife. Quengel, tritt, spuck. Ablenkmanöver. Liedchen singen. Köpfchen kraulen. Schlafi an. Falsch herum! Ein Arm raus. Quengel. Ein Arm rein. Alles verheddert. Neustart. Schlafi an. Quengel. Sentimentaler Moment. Kind wird sanft an sich gedrückt und beschmust.
Der Kinderzimmerkrieg startet in 3... 2... 1... PENG!
Tiefenentspannt und ruhig wiegen Sie ihren Liebling zu lieblichen "Guten Abend- Gute Nacht"-Klängen in den Schlaf, begleitet von wenigstens 100 Küsschen auf die Stirn.
In Gedanken sehen Sie sich schon all' die Dinge tun, die Sie sich in den letzten Wochen so vorgenommen haben:
 Nähen. Backen. Lesen. Baden. Yoga. Augenbrauen zupfen. Beine rasieren. Den Ansatz nachfärben (nein, dies ist nicht der angesagte "Ombre"-Look!). Basteln. Bloggen. Stupide im Netz surfen. Telefonieren. Die Füße machen. Ganz klassisch: Fernsehen. Putzen. Sex haben. Schlafen. Wäsche waschen. Nägel lackieren. Den Kühlschrank ausmisten. Wein trinken. Sekt trinken. Eine ganze Tafel Schokolade essen.
Doch kaum endet die Musik, und kaum haben Sie das Licht ausgeknipst, da gehen schon die Äuglein auf. Ein böser Blick Richtung Tür und Sie fühlen sich ertappt. Ihr Liebling schaut Sie mit seinen großen Kulleraugen entsetzt an.
Wir wissen beide was jetzt kommt! Muss ich es Ihnen noch aufschreiben? Na gut! Wenn Sie es so wollen!
Sie werden ausgeschimpft! Zwischen den "Lääähs" und "Wääähs" immer ein "Maaammaaam-wuääääh".
Das schlechte Gewissen kratzt an ihrer Tür.
 Natürlich kehren Sie auf der Stelle um, kraulen Köpfchen, kraulen Nacken, kraulen Rücken. Ihr Schatz grunzt vergnügt. Doch WEHE Sie hören auf! Wehe sie stehen auf! Nach 15 Minuten kraulen und einer bereits eingetretenen Nackenstarre (natürlich ist das Bettchen aus Sicherheitsgründen schon im Erdgeschoss angekommen!) versuchen Sie leise und auf Verdacht den Raum zu verlassen. Angespannt nehmen Sie ihre Hand unter zuhilfenahme der anderen Hand hoch. Leeeeeeise atmen. Laaaaaangsam hoch. Yeak! Knackende Geräusche der Gelenke! Kind hat scheinbar nichts mitbekommen. Hintern hoch, Luft anhalten. Knarzen auf dem Laminat... Schweiß auf ihrer Stirn. Die magische Türschwelle ist gleich überwunden. Da hören Sie es, ein Wuseln aus dem Bettbereich, ein Schmatzen, dann ein Murren, ein Gurren und (Sie halten noch immer die Luft an) letztendlich ein Wimmern.
Wieder zurück an den Start! Das ganze wird 5 Male wiederholt.
Ein Blick auf die Uhr verrät es Ihnen: Zu spät!
Ihr Schatz mag nicht schlafen...
Mittlerweile sind auch Sie soooo müde, dass es Ihnen egal ist was Sie heut noch so geplant hatten. Schlafen! Das ist alles was Sie noch wollen...
Also wird das Kind herausgenommen. Geschuckelt, geknutscht und ins eigene Bett geholt.
Kind schläft sofort ein. Herrschende Magie, das Kind ist nicht Mal einen Meter groß und dennoch liegt es gefühlt an jeder Ecke des 2x2 Meter-Bettes.
Zusammengekauert liegen Sie da und überlegen doch noch einmal aufzustehen. Wenigstens für ein bisschen Schokolade. Wenigstens ma kurz pinkeln. Doch direkt das Buch anfangen? Man könnte sich ja vornehmen jeden Abend wenigstens eine Seite zu lesen...
Voller Motivation kullern Sie sich zur Seite, das Bett knarrzt. Ein Fuß befindet sich bereits draußen. Grazil wird der Oberkörper angehoben und der Hintern zur Seite geschoben. Barfuß tippeln Sie über den Laminat, die Türschwelle in Sicht... Da hören Sie es, ein Schmatzen hinter Ihnen... Ein Fragezeichen in den Kulleraugen ihres Kindes. RABENMUTTER!!
Sie tippeln zurück ins Bett...

Als Sie aufwachen und ihre Mascara-verklebten Augen vom Kissen reissen, völlig verschlafen, völlig aussehend wie eine schlechte Marilyn Manson-Kopie, so völlig unausgeschlafen in das glückliche Gesicht ihres kleinen Schatzes schauen, welches Sie fröhlich anblickt, wissen Sie:
"Das war mir die Abendplanung wert! Immerhin kann ich ja auch heute Abend noch... "

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